Dessert? Nein, ich bin noch nicht beim Dessert. Ich fange ja gerade erst an und bin im Prinzip gerade erst dabei meine Existenz als virtueller Gastgeber zu begründen. Das heisst dann wohl ich grüble noch über der Zusammenstellung des Menüs während ich die letzten Wollmäuse unter dem Sofa wegsauge, damit der Ort des Geschehens auch möglichst gästetauglich sein möge.
Ich liebe Essen! Und damit meine ich nicht die Stadt, die kenne ich kaum, aber ich glaube, die ist ganz in Ordnung. Nein, Essen, Speisen, in Gerüchen und Genüssen schwelgen, nunja, Trinken gehört natürlich auch dazu. Ja und was auch dazugehört ist natürlich die Zubereitung der Speisen. Irgendwie hat sich vor Jahren ein klitzekleines Gen in mir gemeldet und mich mit großen Augen und dem Bedürfnis alles zu kaufen, was ein annehmbares Verfallsdatum hat, auf Märkten und Supermärkten verweilen lassen.
Ja und Gerüche! Die Chemie muss eben stimmen zwischen meiner Mahlzeit und mir. Oft wundere ich mich, dass mein Essen überhaupt noch Geschmack hat nachdem ich sein Aroma literweise weggeatmet habe.
"Ja nun, dann geh halt auf den Markt und koch Dir was Ordentliches, aber hör auf zu schwafeln", wird man wohl denken. Aber nein, aber nein! Schreiben will ich ja auch. Irgendwo war da noch ein anderes noch viel kleineres Gen, das mir gelegentlich flüsterte, ich sei doch bestimmt dazu berufen einen großen Roman zu schreiben. Wie oft bin ich hochmotiviert in Schreibwarengeschäften aufgeschlagen, um wunderschöne kleine Notizbücher zu kaufen, in denen ich die Schlauesten meiner schlauen Gedanken verewigen wollte. Dann wäre der große Roman nur noch einen Bleistiftstrich von der Veröffentlichung entfernt. Oder sollte man etwa der Meinung sein, fünf mit wirrem Gekritzel beschriebene Notizbuchseiten seien kein guter Anfang für einen Roman von schätzungsweise 300 Seiten? Und worum geht es eigentlich? Achja und vielleicht sollte es einen roten Faden geben. Auf der anderen Seite könnte wirres Gekritzel ja auch als avantgardistischer Schreibstil durchgehen. Letztendlich entschied ich, dass ich eben ein fauler Sack bin, der sich fokussierter in der Nase bohrt, als zielgerichtet einen Roman anzufangen und zu beenden.
Aber ich schweife ab. Kochen, Essen und Schreiben. Essen? Kann ich gut. Kochen? Naja ein Profi bin ich nicht, aber es gab noch keine Klagen, wenigstens nicht in meiner Gegenwart. Oder muss ich Sodbrennen als Klage verbuchen? Schreiben? Anschreiben? Abschreiben? Umschreiben? Beschreiben? Wo war nochmal der rote Faden? Achja, genau diese Themen sah ich vor einigen Tagen in einem
Film behandelt, den mir eine Freundin empfohlen hat.
Natürlich! Ein Blog! Alles in kleinen Häppchen, so wie es das Leben eben schreibt, ohne roten Faden, ein Flickenteppich. Aber worum soll es gehen?
Vor einiger Zeit habe ich bei Facebook eine hochgeheime Gruppe für vier meiner Freunde und mich gegründet, die heisst, wie dieser Blog. Das lag daran, dass wir fünf leidenschaftliche Esser sind und eine Plattform brauchten, um unsere Gelage so simpel wie möglich zu organisieren. In der Regel gehen wir gemeinsam essen, aber ab und zu wird auch gekocht und gegrillt. Ich persönlich koche nicht gerne nach Rezepten und versuche immer das Beste aus dem Küchenbestand rauszuholen. Daher kam mir die Idee ein Spiel zu erfinden, das mich dazu bringen könnte noch ein wenig kreativer in der Küche zu werden. Jeder meiner vier Schlemmerfreunde sollte mir also eine rein zufällige Zutat nennen, aus denen ich ein Rezept kreieren würde, das wir dann alle zusammen bei einem Testessen vertilgen müssten. Danach darf eine Wertung abgegeben werden. Ja und ich werde versuchen das Ganze hier zu dokumentieren. Vorausgesetzt meine Freunde spielen mit. Nach dem Vorschlag meines lieben Freundes Jan als erste Zutat Leinöl zu verwenden, war ich etwas frustriert und habe kurzerhand ein Vetorecht in den Spielregelkatalog eingebaut. Veto, Jan, denk nochmal nach! Nur weil Du gerade Lust auf Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl hast, darfst Du mein Spiel nicht sabotieren. Meine Verzweiflung erahnend einigte er sich schließlich mit sich selbst auf "Ei". Ich glaube, er hatte in Wirklichkeit nur keine Zeit und hat die kürzeste Buchstabenkombination gewählt. Die nächste Antwort kam von Chen und lautete: "Pilz". Zugegebenermaßen, rein als Wort betrachtet auch nicht viel ergiebiger, aber aus Ei und Pilz lässt sich nun tatsächlich schon etwas halbwegs Essbares produzieren. Die Spielregeln müssen allerdings noch verfeinert werden. Ich denke die Zutaten müssten sozusagen "geheim" eingereicht werden. So sollte die Schwierigkeitsstufe erhöht werden.
Gleichzeitig, in einem parallelen Versuchsaufbau, habe ich noch jemand als Testperson auserkoren. Er lieferte mir direkt fünf Zutaten: Fleisch, frische Waldpilze, Chili, Kartoffeln und Gemüse. Gemüse? Abgesehen davon, dass Spinat ausgeschlossen wurde, ist das ja eine wahnwitzig präzise Angabe. Aber gut, es sei, das Spiel ist eröffnet und da muss ich jetzt durch.
Foto: Dessert im
Boquerones (Köln)
Sanuscha - 16. Sep, 00:53