Morgen abend kommen meine Eltern zum Essen. Meine Eltern essen gerne und wissen gutes Essen ebenso zu schätzen, wie mein Bruder und ich. Mit Leidenschaft, Freude und manchmal Verzweiflung werden Speisen gekocht und vertilgt. Daher kommt wohl meine Idee, dass es wohl ein Gen sein muss, das mich an die Töpfe treibt. Naja, Gene und Sozialisation und mit Sicherheit die Familienurlaube in Italien.
Jahrelang sind wir jeden Sommer in ein wunderschönes Hotel an einem kleinen norditalienischen See gefahren. Dort wurde nichts weiter getan als Essen und Schwimmen. Es war herrlich! Selbst die weichen weissen italienischen Brötchen, die mit nichts weiter als Butter und Marmelade zum Frühstück gereicht wurden habe ich geliebt. Manchmal wurde aber auch zusätzlich noch eine wunderbare, hauchdünne Mailänder Salami dazubestellt, die sich in meiner Erinnerung zur besten Wurst aller Zeiten stilisiert. Mittags und abends gab es jeweils ein dreigängiges Menü, das man morgens schon wählen konnte. Zur Vorspeise etwa Pasta oder andere Vorspeisen wie das Lieblingsgericht meines Vaters:
Vitello Tonnato. Als Hauptspeise dann immer etwas mit Fleisch oder Fisch, wunderbarem Gemüse und verschiedensten Beilagen. Immer gab es Salat zum selber anmachen dazu und diesen Geruch von Essig und Öl habe ich danach nie wieder so gerochen. Die Nachspeise war leicht gehalten, ohne weiteres Zutun bekam man kleine mit Wasser gefüllte Silberschälchen und eine große Schale Obst, das man in dem gelieferten Wasser selber waschen konnte. Pflaumen, Aprikosen, Pfirsiche, was das Herz begehrt. In besonders hungrigen Fällen konnte man sich noch einen Joghurt oder etwas vom Käsewagen bestellen. Damals lernte ich den wunderbaren
Taleggio kenne, einen Käse, in den ich mich bis heute reinlegen könnte.
Und die Düfte waren so unglaublich. Wenn ich an diese Urlaube zurückdenke kommen die Gerüche zurück, als hätte ich sie gestern erst erschnuppert. Da war der Geruch der frischen Bettwäsche, die jeden Tag gewaschen und draussen aufgehängt wurde. Der Geruch von Sonne und See. Und schließlich die Aromen der wunderbaren italienischen Küche, die mir in die Nase schossen, wenn ich hungrig vom Schwimmen mit nackten Füssen über den heissen Asphalt der Straße, die den Lido vom Hotel trennten, in Richtung Speisesaal stürmte. Die Fülle von Gerüchen dieser Zeit hat mich immer zufrieden und glücklich sein lassen. Wahrscheinlich hat sich genau deswegen eine so große Leidenschaft für Asien und vor allem für Hongkong -den duftenden Hafen- bei mir entwickelt.
Ich könnte noch ewig in diesen italienischen Erinnerungen verweilen, aber die Gegenwart ruft. Das Essen für die Eltern, ein Umtausch bei H&M, Kontaktlinsen müssen auch noch her, denn schließlich ist heute abend sowas wie ein Date angesagt und Frau von Welt muss sich vorher noch etwas pimpen.
Um trotzdem nochmal zum Essen und auch ein bißchen nach Italien zurückzukehren: es wird für die Eltern
Saltimbocca zusammen mit Nudeln in selbstgemachtem Pesto und gegrillten Tomaten geben. Ich habe jetzt schon so einen Appetit darauf, dass ich nicht sicher bin, ob ich es noch schaffe ein Foto davon zu machen, bevor ich es verschlinge.
Sanuscha - 17. Sep, 14:58