Freitag, 16. September 2011

Exkurs: Die Kuchenfrage

Kann denn Kuchen Sünde sein? "Auf keinen Fall!" werden meine Kollegen rufen. Kann denn Kuchen alles sein? "Natürlich!" wird es einhellig aus ihren Mündern schallen.

Es gibt Dinge auf die man sich wirklich verlassen kann. Seit Jahren ist es dasselbe Spiel, schon Wochen bevor ich Geburtstag habe schallt bei der Arbeit ein sonores, nach Kuchen forderndes Brummen über den Flur. Als sei es nicht genug, dass man sich jedes Jahr fragt, ob und wie man feiern soll, was man überhaupt das ganze letzte Jahr so gemacht hat und ob man nun weiser und reifer oder nur älter und faltiger geworden ist. Und falls man auf die Idee kommen sollte sich nach einem weiteren verstrichenen Lebensjahr die Sinnfrage zu stellen, wird sie einem von meinen Kollegen ungefragt und eindeutig beantwortet: Kuchen!

Und so bin ich jedes Jahr mindestens zwei Wochen mit der Kuchenfrage beschäftigt. Es ist Tradition in unserer Firma, dass jeder, der gerade sein Wiegenfest begangen hat etwa zwei bis drei Kuchen mitbringen muss, die dann gemeinsam im Besprechungsraum verschlungen werden. Nun begibt es sich leider so, dass ich unwahrscheinlich ungern backe. Daher winde ich mich jedes Jahr um diese Aufgabe, bis mich meine Kollegen so lange genervt haben, bis ich verzweifelt zu Tiefkühlkuchen greife. Aber meine Kollegen kennen das, deshalb haben sie sich scheinbar abgesprochen und fragen mich eine Woche vor dem Geburtstag, an meinem Geburtstag -quasi im selben Atemzug mit der Gratulation- und dann noch Wochen nach dem entscheidenden Tag bis ich soweit bin jedem seine persönliche Sahnetorte in die Visage zu schmieren.

Dieses Jahr ist es fast wieder soweit. Also, was bleibt mir schon übrig? Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist beantwortet, sie lautet wie jedes Jahr und so bleibt mir wohl nichts weiter zu tun, als den Ofen anzuschmeissen und die Türen der Tiefkühltruhen im Supermarkt wutentbrannt zuzuschmettern, nachdem ich mein Schicksal den Herren Coppenrath und Wiese in die Hände gelegt habe.

Ha, vielleicht sollte meine Antwort auf die Kuchenfrage dieses Jahr ein Kuchen mit unentsteinten Kirschen sein.

Dessert?

2011-09-15-22-28-13

Dessert? Nein, ich bin noch nicht beim Dessert. Ich fange ja gerade erst an und bin im Prinzip gerade erst dabei meine Existenz als virtueller Gastgeber zu begründen. Das heisst dann wohl ich grüble noch über der Zusammenstellung des Menüs während ich die letzten Wollmäuse unter dem Sofa wegsauge, damit der Ort des Geschehens auch möglichst gästetauglich sein möge.
Ich liebe Essen! Und damit meine ich nicht die Stadt, die kenne ich kaum, aber ich glaube, die ist ganz in Ordnung. Nein, Essen, Speisen, in Gerüchen und Genüssen schwelgen, nunja, Trinken gehört natürlich auch dazu. Ja und was auch dazugehört ist natürlich die Zubereitung der Speisen. Irgendwie hat sich vor Jahren ein klitzekleines Gen in mir gemeldet und mich mit großen Augen und dem Bedürfnis alles zu kaufen, was ein annehmbares Verfallsdatum hat, auf Märkten und Supermärkten verweilen lassen.
Ja und Gerüche! Die Chemie muss eben stimmen zwischen meiner Mahlzeit und mir. Oft wundere ich mich, dass mein Essen überhaupt noch Geschmack hat nachdem ich sein Aroma literweise weggeatmet habe.
"Ja nun, dann geh halt auf den Markt und koch Dir was Ordentliches, aber hör auf zu schwafeln", wird man wohl denken. Aber nein, aber nein! Schreiben will ich ja auch. Irgendwo war da noch ein anderes noch viel kleineres Gen, das mir gelegentlich flüsterte, ich sei doch bestimmt dazu berufen einen großen Roman zu schreiben. Wie oft bin ich hochmotiviert in Schreibwarengeschäften aufgeschlagen, um wunderschöne kleine Notizbücher zu kaufen, in denen ich die Schlauesten meiner schlauen Gedanken verewigen wollte. Dann wäre der große Roman nur noch einen Bleistiftstrich von der Veröffentlichung entfernt. Oder sollte man etwa der Meinung sein, fünf mit wirrem Gekritzel beschriebene Notizbuchseiten seien kein guter Anfang für einen Roman von schätzungsweise 300 Seiten? Und worum geht es eigentlich? Achja und vielleicht sollte es einen roten Faden geben. Auf der anderen Seite könnte wirres Gekritzel ja auch als avantgardistischer Schreibstil durchgehen. Letztendlich entschied ich, dass ich eben ein fauler Sack bin, der sich fokussierter in der Nase bohrt, als zielgerichtet einen Roman anzufangen und zu beenden.
Aber ich schweife ab. Kochen, Essen und Schreiben. Essen? Kann ich gut. Kochen? Naja ein Profi bin ich nicht, aber es gab noch keine Klagen, wenigstens nicht in meiner Gegenwart. Oder muss ich Sodbrennen als Klage verbuchen? Schreiben? Anschreiben? Abschreiben? Umschreiben? Beschreiben? Wo war nochmal der rote Faden? Achja, genau diese Themen sah ich vor einigen Tagen in einem Film behandelt, den mir eine Freundin empfohlen hat.

Natürlich! Ein Blog! Alles in kleinen Häppchen, so wie es das Leben eben schreibt, ohne roten Faden, ein Flickenteppich. Aber worum soll es gehen?
Vor einiger Zeit habe ich bei Facebook eine hochgeheime Gruppe für vier meiner Freunde und mich gegründet, die heisst, wie dieser Blog. Das lag daran, dass wir fünf leidenschaftliche Esser sind und eine Plattform brauchten, um unsere Gelage so simpel wie möglich zu organisieren. In der Regel gehen wir gemeinsam essen, aber ab und zu wird auch gekocht und gegrillt. Ich persönlich koche nicht gerne nach Rezepten und versuche immer das Beste aus dem Küchenbestand rauszuholen. Daher kam mir die Idee ein Spiel zu erfinden, das mich dazu bringen könnte noch ein wenig kreativer in der Küche zu werden. Jeder meiner vier Schlemmerfreunde sollte mir also eine rein zufällige Zutat nennen, aus denen ich ein Rezept kreieren würde, das wir dann alle zusammen bei einem Testessen vertilgen müssten. Danach darf eine Wertung abgegeben werden. Ja und ich werde versuchen das Ganze hier zu dokumentieren. Vorausgesetzt meine Freunde spielen mit. Nach dem Vorschlag meines lieben Freundes Jan als erste Zutat Leinöl zu verwenden, war ich etwas frustriert und habe kurzerhand ein Vetorecht in den Spielregelkatalog eingebaut. Veto, Jan, denk nochmal nach! Nur weil Du gerade Lust auf Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl hast, darfst Du mein Spiel nicht sabotieren. Meine Verzweiflung erahnend einigte er sich schließlich mit sich selbst auf "Ei". Ich glaube, er hatte in Wirklichkeit nur keine Zeit und hat die kürzeste Buchstabenkombination gewählt. Die nächste Antwort kam von Chen und lautete: "Pilz". Zugegebenermaßen, rein als Wort betrachtet auch nicht viel ergiebiger, aber aus Ei und Pilz lässt sich nun tatsächlich schon etwas halbwegs Essbares produzieren. Die Spielregeln müssen allerdings noch verfeinert werden. Ich denke die Zutaten müssten sozusagen "geheim" eingereicht werden. So sollte die Schwierigkeitsstufe erhöht werden.
Gleichzeitig, in einem parallelen Versuchsaufbau, habe ich noch jemand als Testperson auserkoren. Er lieferte mir direkt fünf Zutaten: Fleisch, frische Waldpilze, Chili, Kartoffeln und Gemüse. Gemüse? Abgesehen davon, dass Spinat ausgeschlossen wurde, ist das ja eine wahnwitzig präzise Angabe. Aber gut, es sei, das Spiel ist eröffnet und da muss ich jetzt durch.



Foto: Dessert im Boquerones (Köln)

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